Erwerbstätige können verpasste Einzahlungen wohl schon bald nachholen. Das Potenzial für Steueroptimierungen ist gross.
Der Ständerat hat sich klar für die Motion des CVP-Ständerats Erich Ettlin ausgesprochen. Er will Personen, die in früheren Jahren nicht oder nur einen Teilbetrag in die 3. Säule einbezahlt haben, die Möglichkeit geben, das Verpasste nachzuholen. Davon sollen ausdrücklich auch Personen profitieren, die Lücken in der Erwerbstätigkeit haben – etwa Mütter. Nach dem Willen des Ständerats kann ein Einkauf nur alle fünf Jahre erfolgen. Und der maximale Betrag liegt bei gegenwärtig 34 128 Fr. pro Einzahlungsperiode. Nun muss sich im Winter zwar auch noch der (neu zusammengesetzte) Nationalrat mit diesem Geschäft befassen. Aber die Chancen, dass dieses auch die grosse Kammer passiert, scheinen gut. Die Politik hat einen sehr bescheidenen Leistungsausweis, was Reformen zur Stärkung der Altersvorsorge angeht. Die Nationalräte dürften froh sein, wenn sie wenigstens eine kleine Vorlage – gegen die es zur Abwechslung keine Fundamentalopposition gibt – ins Ziel bringen. Hinter der Motion Ettlin steht der Verein Vorsorge Schweiz (VVS). Er vertritt die Interessen von Freizügigkeitsstiftungen und 3a- Einrichtungen.
Viele haben gar keine Säule 3a
Der VVS verfügt über detaillierte Zahlen, wie viele Menschen überhaupt ein steuerbegünstigtes Konto für die private Altersvorsorge besitzen. Und welche Beträge diese zu welchem Zeitpunkt auf solche 3a-Konten einzahlen. Die Daten sind einigermassen ernüchternd. Nur relativ wenige Erwerbstätige äufnen überhaupt ein Säule-3a-Konto (siehe Grafik im Artiel). Und bei jenen, die es tun, liegt der durchschnittliche Einzahlungsbetrag bei weniger als 4 000 Fr. – möglich wären dieses Jahr 6 826 Fr. Entsprechend gross ist das Einkaufspotenzial bei den meisten Personen.
Basierend auf diesen Zahlen, also auf dem effektiven Verhalten der Menschen, hat die Beratungsfirma BDO für den VVS Szenarien für Vorsorgekapital und Steuerfolgen durchgerechnet. Weil es so viele Einflussgrössen gibt (Höhe des steuerbaren Einkommens, Zivilstatus, unterschiedliche Staats- und Gemeindesteuersätze usw.), muss man die Auswirkungen von Einkäufen in die Säule 3a zwingend an konkreten Beispielen aufzeigen.
BDO hat dies unter anderem mit «Frau Zürcher » durchgespielt, einer unverheirateten Frau ohne Kinder, die in der Limmatstadt wohnt. Sie verfügt im Alter von dreissig Jahren über ein steuerbares Einkommen von 100 000 Fr., das regelmässig ansteigt. Wenn Frau Zürcher fünfzig wird, erreicht es 120 000 Fr. und bleibt in der Folge auf diesem Niveau. Die heute Dreissigjährige bezahlt mit vierzig Jahren erstmals in die dritte Säule ein und zwar 3903 Fr. – das entspricht dem Erfahrungswert von Personen ihrer Einkommensund Altersklasse. Zusätzlich tätigt Frau Zürcher insgesamt fünf Einkäufe in die 3. Säule, die jeweils 10% des maximal möglichen Einkaufsbetrags entsprechen. In absoluten Zahlen entspricht das bis zur Pensionierung einem Betrag von 19 085 Fr.
Aus diesen Einkäufen resultiert laut BDO eine Nettosteuerersparnis von 4036 Fr., die zu den auf den «normalen» 3a-Einzahlungen gesparten 23 318 Steuerfranken hinzukommt. Frau Zürchers Vorsorgevermögen (vor Steuern auf die Kapitalauszahlung) steigt auf 168 828 Fr. von 143 069 Fr. ohne Einkäufe. Alle diese Zahlen entsprechen heutigen Geldwerten – sie sind bereinigt um eine angenommene Inflation von jährlich 1% in den nächsten 34 Jahren. Es wurde zudem mit einer Performance von 2,1% pro Jahr gerechnet.
Hebel gegen die Progression
Solche Beispiele lassen erahnen: Folgt der Nationalrat dem Ständerat, erhalten wir in unseren besten Einkommensjahren einen zusätzlichen Hebel, die Steuerprogression zu brechen. Die gleichen Abzüge würden uns in jungen Jahren viel weniger Steuerersparnis bringen. Den gleichen Effekt haben zwar auch Einkäufe in die Pensionskasse. Doch je nach Reglement oder Ausfinanzierung unseres beruflichen Vorsorgewerks sind diese nicht möglich oder nicht ratsam.
Auch wenn eine solche Steuerersparnis verlockend ist, sollte man daran denken: Die 3. Säule zu alimentieren, lohnt sich angesichts der rekordtiefen Zinsen vor allem dann, wenn man eine Wertschriftenlösung mit hohem Aktienanteil wählt. Wer sein Erspartes auf einem blossen 3a-Konto bunkert, dürfte inflationsbereinigt Geld verlieren. Und Obligationen sind beim derzeitigen Zinsniveau sogar ein garantiertes Minusgeschäft.
Die meisten Anbieter verlangen zudem viel zu hohe Gebühren für ihre Allerweltsfonds. Einen maximal hohen Aktienanteil bei tiefen Gebühren offerieren die Anbieter Viac und Vermögenszentrum. Sie setzen auf ETF.
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